Dienstag, 3. September 2013

Harry backt Zwiebelkuchen!

Harry backt Zwiebelkuchen!

Ja bitte Oma Hilde, bitte, bitte noch ein ganz großes Stück. Ich liebe Zwiebelkuchen. Oma Hilde, wieso bist du auf einmal so verschwommen? Komm zurück, ich möchte noch Zwiebelkuchen essen, Oma, was ist das für ein Geräusch? Jetzt verschwindet auch der Teller, nein, ich geb den Zwiebelkuchen nicht her, ich hab doch noch solchen Hunger. Aua!“
Es braucht eine Weile bis Harry richtig wach ist und begreift das Er geträumt hat. Als der Wecker klingelte, ist er im Kampf um den Zwiebelkuchen wohl aus dem Bett gefallen.
Der Blick auf den Wecker bringt ihn endgültig in die Realität. Es ist Samstagmorgen 7:00 Uhr, Harry ist alleine zuhause und er hat Hunger, Hunger auf Oma Hildes Zwiebelkuchen.
Langsam kommt die Erinnerung, seine Eltern sind gestern Abend losgefahren um Oma Gerda zu besuchen, sie hatte einen Unfall und liegt seit gestern im Krankenhaus in Frankfurt. Harry kennt sie kaum, sein Vater und Oma Gerda verstehen sich nicht so gut, seit Opa Ernst gestorben ist und Papa wegen des Jobs nach Fulda ging, Oma Gerda sagt ihr einziger Sohn habe sie im Stich gelassen. Und jetzt ist sie mit dem Fahrrad gestürzt.
Mama hat noch schnell ihre Schwester angerufen, die in einem Kloster in Coburg lebt, damit sie kommt und bis Montag auf ihn aufpasst, weil die aber erst heute Nachmittag da sein kann, soll sich bis dahin Frau Meier, die Nachbarin um ihn kümmern.
Harry findet Frau Meier ganz nett, was ihn aber nicht darin hindert mit ihr seine Scherze zu treiben, wie neunjährige Jungen das halt so machen. Aber heute hat er ein Problem, Frau Meier war gestern den ganzen Abend bei ihm, und als er fragte, was es heute zu Mittag gibt, da hat sie von Gemüsesuppe gesprochen.
Gemüsesuppe, igitt!“ Harry schüttelt sich, wie die meisten Jungs in seinem Alter hält er nichts von Gemüse, auch nicht in der Suppe.
Ich will Zwiebelkuchen und ich kriege Zwiebelkuchen, soll Frau Meier ihre Suppe den Hühnern geben. Aber, ... wie macht man Zwiebelkuchen?“
Den selbstgemachten von Oma Hilde, den gibt es ja nun nicht mehr. Sie ist einfach gestorben, ohne ihm das Rezept zu geben.
Hm, es gibt doch diese Rezeptseiten im Internet, da holt Mama sich auch immer neue Sachen, damit, wie sagt dem Magen nicht langweilig wird. Da gibt es bestimmt auch Zwiebelkuchen, muss nur noch ihr Passwort knacken, aber ich Wette, das ist entweder mein Geburtstag, oder der von Papa. Das krieg ich hin, und wenn nicht nehm ich den Laptop in Papas Büro, der ist nicht gesichert.“
Harry macht seine gewohnte Morgentoilette, Katzenwäsche im Eiltempo, auf das Zähneputzen verzichtet er ganz, schließlich sind Ferien.
Dann setzt er sich an den Computer seiner Mutter und braucht genau dreißig Sekunden, dann hat er mit seinem Geburtsdatum alle Hürden überwunden. „Sag ich doch!“ grinst er.
Schnell findet er ein Rezept, das ihm zusagt, allerdings sind die Angaben nur für eine Person und Harry hat Hunger, also gibt er hinter der Eins eine Null ein und schon bekommt er Mengenangaben seiner Wahl. Er druckt sich alles aus und ist zufrieden.

Zutaten für Harrys „leicht“ überdimensionierten Zwiebelkuchen

Für den Teig:
4500 g Mehl, 2200 ml Wasser, 500 g Butter, 10 Prise Salz

10 Pick. Trockenhefe, Zucker
Für den Belag:
8000 g Zwiebel(n), 2000 g Speck, 10 EL Öl, 30 Ei(er)

2000 ml Sahne, 2500 g Käse, Salz, Muskat, Pfeffer
Portionen:
10
ZubereitungArbeitszeit: ca. 30 Min. Ruhezeit: ca. 1 Std. / Schwierigkeitsgrad: normal / Brennwert p. P.:
keine Angabe Mehl, Hefe, Zucker und Salz in eine Schüssel geben. In die Mitte eine Mulde drücken und das kalte Wasser hineingeben. Die weiche Butter zufügen und zu einem Teig verkneten. Teig ca. 30 Minuten ruhen lassen.
Später auf einer mit Mehl bestäubten Arbeitsfläche in Backblechgröße ausrollen. Auf das
Backblech legen und die Ränder nach oben andrücken.
Für die Füllung Ei und Sahne mit einem Pürierstab verquirlen und mit Salz, Muskat und
Pfeffer würzen. Zwiebel pellen, halbieren und in Streifen schneiden. Speck klein schneiden. Beides in einer Pfanne mit der Butter Farbe nehmen lassen. Topf vom Herd nehmen, die Eiermasse zufügen und unterrühren. Das Ganze abschmecken und gegebenenfalls noch einmal
nachwürzen. Die Füllung auf den Teig geben, Käse darüber streuen und im vorgeheizten Backofen bei 200°C ca. 30 min backen.
Dazu schmeckt ein Federweißer oder ein gut gekühlter Weißwein! Guten Appetit!

Jetzt brauch ich nur noch eine Kreditkarte, aber ich glaube die von Mama liegt in dem kleinen Tresor in dem Schränkchen neben ihrem Bett und ich weiß auch, wo sie den Schlüssel versteckt, der klebt bestimmt im Bettrahmen.“ Zielstrebig geht Harry ans Werk und pfeift, als er den Tresor öffnet, den dort findet er nicht nur die Kreditkarte.
Ui, eine Großpackung Kondome, ups und was ist das für ein Ding, sieht aus wie … naja, wie der Schwengel von dem Bodybuilder, der im Schwimmbad neulich beim Duschen neben mir stand. Ob Papa weiß, was sie hier so versteckt. Und was ist das für eine Tube hier, komisch, Gleitcreme, wozu braucht man so was?“
Harry nimmt die Sachen zur späteren Begutachtung mit und legt sie arglos auf die Kommode im Treppenhaus. Er muss noch den Ersatzschlüssel holen, sonst kann er nicht mehr ins Haus, wenn er vom Einkaufen zurückkommt. Der befindet sich sicher in Papas Büro im ersten Stock, eigentlich darf Harry da nicht rein, aber es ist ja niemand da der ihn dafür bestrafen könnte. Komisch ist nur, dass Mama da auch nicht rein darf, Harry fragt sich schon lange warum. Als er einen der Schränke öffnet um den Schlüssel zu suchen muss er wieder pfeifen, jetzt weiß er, warum Mama hier auch nicht rein darf, die Fotos auf den Hüllen der Videos und DVDs sind sehr interessant, vor allem die vielen nackten weiblichen Tatsachen erregen Harrys Interesse. „Hier hat wohl jeder ein Geheimnis, wird Zeit, dass ich mir auch eines zulege!“
Den Schlüssel findet er im Tischchen unter dem Fernseher und beschließt zu Studienzwecken noch mal zurück zukommen. Jetzt muss er sich aber erst mal beeilen, es ist gleich Viertel nach acht und bald kommt sicher Frau Meier um ihn mit ihrer Gemüsesuppe zu peinigen, bis dahin muss der Zwiebelkuchen fertig sein.
Er schnappt sich ein paar Einkaufstaschen und sein Fahrrad und macht sich auf den Weg. In dem kleinen Supermarkt bekommt er alles, was er braucht. Als die Kassiererin die mengen an Mehl, Zwiebeln und Speck über den Scanner zieht, schaut sie zwar ungläubig, aber sie schweigt. Nach einer guten halben Stunde fährt Harry aus dem kleinen Fußweg hinterm Haus kommend wieder in den Hof. Gerade geht Frau Meier in ihr Gartenhäuschen, sicher um das frisch geerntete Gemüse zu holen. Harry muss handeln!
Mit dem Vordereifen seinen Fahrrades stößt er die Tür zu und verschließt sie mit dem Vorhängeschloss noch, ehe Frau Meier reagieren kann.
Harry bist du das? Was machst du den? Ich muss uns doch was kochen!“ Sie rüttelt erst zaghaft, dann wütend an der Tür. „Harry Blotter mach sofort die Tür auf, wenn ich dich erwische!“ „Ups, Entschuldigung Frau Meier,“ ruft Harry fröhlich, "jetzt hab ich glatt den Schlüssel weggeworfen. Naja, macht ja nichts, ich such halt mal, morgen!“
Harry!“ Frau Meiers Stimme hat einen leicht hysterischen Unterton, „Harry, du bist so ein Teufel, wenn das dein Vater erfährt, dann kriegst du aber Senge!“ „Ach Frau Meier,“ lacht Harry, „der ist doch viel zu langsam!“
So, das war knapp, jetzt aber schnell in die Küche, ich sterbe gleich vor Hunger und es gibt noch viel zu tun.“ Murmelt Harry vor sich hin, als er sich schwerbeladen mit den Einkäufen für den Kuchen plus vier großen Tüten Kartoffelchips und drei zwei Literflaschen Cola zum Nachspülen auf den Weg in die Küche macht. „Wo finde ich jetzt eine Schüssel, die für den Teig groß genug ist? Ach ja, die Schildkröte wohnt in der alten großen Babywanne, tja Schildi, ich glaube du ziehst um in die Badewanne.“

Harry liest sich das Rezept noch einmal durch und beginnt die Zutaten in die Babywanne zu schütten: „Ups, jetzt hab ich vergessen die Wanne sauber zu machen, auch egal, Dreck reinigt den Magen, sagt Papa immer.“ Als er Mehl, Hefe, Zucker und Salz auf einem Haufen in der Wanne sieht, begreift er das der Kuchen doch einwenig größer wird.
Mann, das wird die absolute XXL Zwiebelkuchenbackshow, wenn ich da noch 2,2 Liter Wasser und ein ganzes Pfund Butter drin habe, ist die Wanne voll. Bin gespannt, ob ich das auf zwei Kuchenbleche kriege. Da wird die halbe Nachbarschaft satt, oder ich spende ein Blech dem Rotenkreuz für den Seniorennachmittag. Das wäre der Knaller, Oldiewettfurzen im katholischen Jugendzentrum.“ Nachdem er auch noch das Wasser und die Butter in der Wanne verstaut hat, beginnt der härtere Teil des Jobs. Weil er vergessen hat, die Butter vorzuwärmen zeigt die sich jetzt etwas störrisch und er nimmt ein Messer zu Hilfe, um sie klein zu kriegen. „Mist, die ist ja hart wie Stein, ich glaub ich muss den Hammer holen. Mensch ist das anstrengend, essen ist definitiv bequemer. Wieso muss der Teig den auch noch 30 Minuten ruhen, ich hab Hunger!
Das ist bestimmt, damit die Hausfrau sich erst mal ausruhen kann, ehe sie den Teig ausrollt und belegt. Oder damit man Zeit hat die Füllung zu machen und die Zwiebel zu schneiden. Oh Sche...e, beim Zwiebelschneiden muss ich bestimmt wieder heulen wie ein Mädchen, gottseidank sieht mich keiner, am besten ich hol mir meine Taucherbrille, der Koch neulich im Fernsehen der hat das auch gemacht. Den Ofen muss ich auch noch einschalten!“
Harry kämpft mit dem Teig und kommt ganz schön ins Schwitzen. „Puh, geschafft, jetzt kommt der Belag, und dann bleib ich hier liegen, bis der Kuchen fertig ist. Nee, ich hab `ne bessere Idee,“ ein breites Grinsen huscht über sein Gesicht, „ Papas Filmsammlung, da bekomm ich bestimmt gute Laune und lernen kann ich auch noch was. Man muss sich immer weiterbilden!“
Die Eier müssen aufgeschlagen werden und Harry macht sich begeistert ans Werk, allerdings landet mangels Übung das erste Ei auf dem Küchenboden und es folgen noch zwei weitere. „Auch gut, dann bleibt auch noch was für die Putzfrau, also für Mama.“
Als alle Eier sich mit der Sahne in einer Schüssel getroffen haben, stellt er fest, dass der Küchenquirl für diese Menge etwas zu klein ist. "Shit, dann brauch ich auch noch eine zweite Schüssel. Mal sehen, hier im Schrank müsste doch noch ... autsch, Mist, ausgerutscht, fast hätte ich die Teigwanne erwischt, dass die Eier auch so glitschig sein müssen!“
Weil er keine zweite Schüssel finden kann, nimmt er einfach einen von Mamas teuren Keramiktöpfen, in denen sie die leckeren Aufläufe macht. Er muss sich jetzt beeilen, die Zwiebel schneiden und andünsten und der Ofen muss auch noch vorgeheizt werden. „Bei 220 °C ca 30min backen. Hm, schon wieder 30 Minuten, das muss schneller gehen. Der Ofen lässt sich bis 250°C einstellen, also keine halben Sachen.“
Nachdem er den Ofen auf höchste Stufe gestellt hat, rennt Harry in sein Zimmer und holt die Taucherbrille. Jetzt brauch ich noch eine, nein besser gleich zwei Pfannen den Speck und, ... ups, noch mal Butter. Hoffentlich ist noch welche im Kühlschrank, ich hab alles in den Teig gemacht!“ Im Kühlschrank findet er noch einen Butterstein und teilt ihn in der Mitte, in jede Pfanne kommt ein halber. „Butter kann nie schaden, Butter gibt Geschmack!“
Unter der Taucherbrille werden die Zwiebeln grob geschält und geschnitten, dann schneidet er den Speck und ärgert sich: „Hätte ich doch nur Schinkenwürfel genommen, alles unnötige Arbeit hier und mein Magen knurrt wie eine Herden Büffel. Oder so!“
In den Pfannen schwimmt jeweils ein Buttersee in dem Zwiebeln und Speck förmlich ertrinken. Das heiße Fett spritzt über die Herdplatten und verteilt sich vor dem Ofen auf dem Boden, wo es sich mit Mehlresten und dem Innhalt der drei abgestürzten Eier, samt Eierschalen zu einem abstrakten modernen Kunstwerk vereinigt. Harry muss höllisch aufpassen, damit ihn diese Schmiere nicht nochmal zu Fall bringt.
Auf zwei großen Backblechen verteilt er den Teig, als er sich plötzlich an Frau Meier erinnert, die immer noch in ihrem Gartenhäuschen auf Rettung hofft. „Schätze mal, sie wird ziemlich sauer sein, aber vielleicht kann ich sie mit einem Stück selbstgebackenem Zwiebelkuchen versöhnen, wenn ich wie versprochen morgen den Schlüssel wiedergefunden habe. Aber, besser ich lasse sie raus, ehe nachher Tante Maria kommt, sonst muss ich am Ende noch Beichten. Nonnen sind da irgendwie komisch, die verstehen keinen Spaß und drohen einem gleich mit der Hölle, dabei ist die wirkliche Hölle für mich, wenn ich sie einen Tag in den Weihnachtsferien im Kloster besuchen muss. Ruhe, den ganzen Tag darfst du nicht reden, keine Türen öffnen, nirgendwo reingehen außer in die Kapelle. Und wieso heißt das überhaupt Kapelle? Wenn ich dort bin, spielt da keine Musik.
So, jetzt aber erst mal die Zwiebel-Speck-Eier-Sahne-Pampe auf den Teig, Käse drüber und dann ab in den Ofen!“
Harry rührt Pfeffer, Salz und Muskat in die Masse und kippt die Mischung jeweils in etwa zur Hälfte auf die beiden Teigflächen. Mit einem Spatel streicht er alles einigermaßen glatt und betrachtet die Bleche stolz und Zufrieden. „Na, wer sagt` s denn, jetzt noch den Käse drüber und dann ist es geschafft. Ich freu mich schon auf die Entspannung, ein Porno von Papa zur Wartezeit Verschönerung.“
Als der Käse verteilt ist, schiebt er beide Bleche übereinander in den Backofen und guckt sich kopfschüttelnd in der Küche um. „Mann oh mann, da hat Mama ganz schön was zu putzen am Montag, aber vielleicht kann ich ja Tante Maria überreden, die hat ja so einen Sauberkeitsfimmel, bei der soll man sich ja sogar vor dem Essen die Hände waschen, als ob das was bringen würde, nachher sind sie ja doch wieder schmutzig.“

Auf geht`s zur Erholung!“ Während er die Treppe hoch rennt, sing er leise vor sich hin. „Ich guck jetzt Papas Pornos iaiaho, ich guck jetzt Papas Pornos, dann bin ich wieder froh!“
Im Schrank in Papas Büro findet Harry neben den Filmen auch eine Kopfhörer und welch Wunder, eine weitere Packung Kondome. „Praktisch, wahrscheinlich kaufen sie die Dinger kartonweise im Internet und Teilen sie dann auf, ich frage mich bloß, wozu Mama diese seltsame Gleitcreme braucht. Vielleicht kann Tante Maria mir da helfen, hm, ob Nonnen wissen, wozu die Creme gut ist?“
Er greift sich eine DVD Hülle: „Pfui Papa, da sind ja nur nackte Männer drauf, nee, ich hatte doch vorhin eine mit so einem blonden Busenwunder. Aja, ups, Interessant, *Jenny und Loren, zwei Mädchen allein Zuhause*. Wie jetzt, keine Männer dabei, wie geht das denn? Na, da bin ich aber gespannt!“
Kaum hat er die Kopfhörer auf, startet auch schon der Film. Harry schaut fasziniert den beiden Damen zu, wie sie sich gegenseitig verwöhnen, und vergisst alles um sich herum, insbesondere den Zwiebelkuchen. Die halbe Stunde Backzeit ist längst vergangen, aber die Mädels lassen sich Zeit füreinander, wahrscheinlich haben die gerade keinen Kuchen im Ofen.

Leichter Brandgeruch steigt in Harrys Nase, irgendetwas stimmt hier nicht. Noch ehe er den Film abstellen kann, wird die Türe aufgerissen und zwei Feuerwehrmänner in voller Einsatzmontur stürmen den Raum. Harry ahnt Schlimmes und die beiden Männer scheinen beim Anblick der Damen im Fernseher kurz zu vergessen, weswegen sie eigentlich gekommen sind. Dann greift einer von ihnen nach der Fernbedienung auf dem Beistelltischchen. „He, was tun sie da,“ Harry versucht schneller zu sein, aber er schafft es nicht, „was soll das? Wo kommt ihr überhaupt her und wie seit ihr hier rein gekommen?“
Wir sind die Feuerwehr, das siehst du doch, warst du das da unten in der Küche?“
Was geht dich das an,“ Harry ahnt, dass mit dem Zwiebelkuchen etwas gar nicht stimmt.
Sei nicht so frech, du Bengel hast fast das ganze Haus abgefackelt, wenn die Nonne nicht gekommen wäre und uns verständigt hätte, dann wärst du jetzt nicht Satansbraten, sondern Rostbraten!“ Der junge Feuerwehrmann grinnst über seinen eigenen Witz.
Oh scheiße, sie ist schon da?“
Wer“
Na Tante Maria, die Nonne“
Ja, und sie war sehr erschrocken, wegen dem Rauch vom verkohlten Zwiebelkuchen der aus dem Küchenfenster quoll, als sie die Straße hoch kam.“ Der junge Feuerwehrmann grinnst wieder. „Noch erschrockener war sie allerdings, als sie im Flur auf der Komode den Dildo und die Kondome entdeckt hat, die Gleitcreme hat sie doch glatt für Handlotion gehalten.“
Mist, das gibt Ärger!“ Harry schüttelt den Kopf.
Genau in diesem Moment betritt eine Frau im schwarzen Nonnenhabitt den Raum.
Harry, hier steckst du, und was ist das?“ Leider ist der DVD-Player nur auf Standbild gestellt und Tante Maria schaut direkt auf eine Großaufnahme einer weiblichen Vagina in der mindestens zwei, eindeutig ebenfalls weibliche, Finger stecken.
Um Gotteswillen Harry, wo hast du solche Filme her, du machst soofort dieses Schweinszeug weg. Und sie junger Mann, sie sollten sich was schämen, glauben sie ich merke nicht, wo sie die ganze Zeit hinsehen? Harry, wo kommt das her?“
Na aus Papas Videothek hier im Schrank!“
Solche Sachen bewahrt dein Vater hier auf, ich denke das ist ein Arbeitszimmer!“
Der gerade zurechtgewiesene Feuerwehrmann grinnst wieder: „Ja, ein Handarbeitszimmer!“
Sie, werden sie nicht frech, ich werde mich bei ihrem, wie sagt man, Hauptmann beschweren!“
Auch recht, ach Übrigens, ich bin der Hauptmann. Und ehe sie jetzt wieder wild werden, erstens, wer kommt für den Einsatz hier auf, und zweitens, da ruft doch jemand um Hilfe! Junger Freund und Schwerenöter;“ Er blinzelt Harry fröhlich zu, „ist hier vielleicht noch jemand im Haus?“
Eh, naja, nicht direkt hier im Haus.“ Harry weiß, was jetzt kommt macht die Sache auch nicht besser.
Was meinst du damit,“ Tante Maria sieht ihn streng von oben herab an, „Rede Harry Blotter, wer ist da noch?“
Ja also, ich glaube, die Nachbarin Frau Meier, also,“ … „Was heißt hier also,“ der Feuerwehrhauptmann fällt ihm ins Wort, „wo ist sie denn nun, die Nachbarin?“
Ja, wenn sie mich ausreden ließen, wüssten sie es schon. Sie ist in ihrem Gartenhäuschen, aber, das war keine Absicht, ich schwör!“
Was um alles in der Welt will sie dort und warum ruft sie um Hilfe?“ Tante Marias wird immer ungeduldiger und sie rückt immer näher an Harry heran, das verheißt nichts Gutes.
Also erzählt er die ganze Geschichte, von der Gemüsesuppe die sie kochen wollte und von seinem Traum mit Oma Hildes Zwiebelkuchen. Und das er doch kein Gemüse mag, auch nicht in der Suppe und wie er beschlossen hat Zwiebelkuchen zu backen, damit er die Suppe nicht essen muss. Er erzählt, wo er die Kondome und den Dildo zusammen mit Mamas Kreditkarte gefunden hat und wie er Papas Videosammlung entdeckte, auf der Suche nach dem Ersatz Haustürschlüssel. Irgendwann unterbricht ihn der Feuerwehrmain. „Jetzt komm endlich zum Punkt, wieso ist die arme Frau jetzt wohl schon seit Stunden in der Hütte?“
Seit halb zehn heute Morgen, um genau zu sein,“ sagt Harry kleinlaut.
Aber das sind ja schon vier Stunden,“ Tante Maria schaut ihn ungläubig an.
Naja, ich hätte sie ja wieder rausgelassen, aber ich hab den Schlüssel verloren,“ lügt Harry:
Der Feuerwehrmann spricht in sein Funkgerät und gemeinsam beobachten sie am Fenster wie Frau Meier aus ihrem Gefängnis befreit wird. Als einer der Männer neben der Tür am Hacken den Schlüssel findet, schlägt Tante Maria zu. „Du bist so ein Teufel, am liebsten würde ich dich die ganze Nacht in der Hütte einsperren. Wo bin ich hier nur gelandet, Kondome, Dildos und igitt, igitt schweinische Videos, von der Gleitcreme gar nicht zu reden. Was ist das hier für ein Saustall, kein Wunder, dass du so ein gemeiner und verzogener Bengel bist. Aber bis zum Montag sind wir zwei jetzt hier alleine und ich verspreche dir, das wird sich ändern und wenn ich dich bis zum Ende der Ferien mit in unser Kloster nehmen muss!“
Erschrocken weicht Harry zurück. „Nein, da geh ich nicht hin, lieber Lauf ich zu Mama und Papa nach Frankfurt!“
Wir werden ja sehen. Sie Herr Feuerwehrmann, sie bringen dieses unmögliche Kind jetzt nach unten und ich kümmere mich um die arme Frau Meier. Und wenn sie jemanden suchen, der ihre Arbeit hier bezahlt, der Bengel kann es ja abarbeiten. Er könnte zum Beispiel ihre Fahrzeuge waschen, die hätten es nämlich nötig!“
Mit wehendem Schleier verlässt die Rachgöttin den Raum und schimpft noch auf der Treppe über ihre Schwester und deren offensichtlich unchristlichen, verlotterten Sohn.
Das mit dem Abarbeiten ist gar keine schlechte Idee.“ Der Feuerwehrhauptmann schaut Harry grinsend an. „Aber das klär ich mit deinen Eltern. Wir gehen jetzt erst mal nach unten und du entschuldigst dich bei der armen Frau Meier.“
Wie ein begossener Pudel schleicht Harry neben den Männern die Treppe nach unten, Frau Meier sitzt mit Tante Maria im Wohnzimmer, die arme Frau ist völlig in Tränen aufgelöst und beachtet ihn nicht.
Es tut mir wirklich sehr leid, Frau Meier, ich wollte sie ganz bestimmt nicht solange in der Hütte lassen. Aber der Zwiebelkuchen sollte doch fertig werden. Ich mag doch keine Gemüsesuppe.“ Als Harry sieht, wie angegriffen und am körperlich geschwächt die arme Frau ist, kommen ihm die Tränen. Nein, das hatte er doch nicht gewollt, irgendwie war das mit dem Einsperren wohl wirklich die dümmste Idee des Tages gewesen.
Die beiden Damen schauen ihn an und sind etwas verwundert, als die ersten Tränen über sein Gesicht rinnen, es hat den Anschein, als täte es ihm wirklich leid.
Harry Blotter,“ Tante Marias Stimme ist streng, aber nicht mehr so abweisend, „ siehst du was du angerichtet hast, die arme Frau braucht einen Arzt, sie hat Herzrasen wegen dir.“
Als Frau Meier etwas sagen will hebt Tante Maria die Hand, sie ist noch nicht fertig. „Warts du schon mal in der Küche? Weißt du, wie es da aussieht, wer soll das saubermachen, die Schränke, die Wände, das ganze Geschirr, alles ist verusst und schmutzig. Und die ganzen Lebensmittel im Kühlschrank und den Vorratsschränken, die können wir alle wegwerfen. Der Fußboden Harry Blotter, ich fürchte, den wirst du ein paar Stunden schrubben müssen, wenn die Maler mit den Wänden fertig sind und du alles andere ausgewaschen hast. Deine Eltern habe ich auch schon angerufen, sie werden schon morgen Abend zurück sein. Tja, und dann wirst du einiges zu erklären haben Freundchen.“
Wie, ich soll das alles sauber machen? Und wo wollt ihr heute noch einen Maler herkriegen, es ist Samstagnachmittag?“ Harry sieht von einer zur anderen und kann nicht glauben, dass er jetzt die halbe Wohnung putzen soll.
Mein Bruder ist schon auf dem Weg,“ die Stimme von Frau Meier klingt immer noch sehr schrill und nervös. „Der hat ja im letzten Jahr erst die Küche neu gestrichen und Farbe hat er in seinem Malergeschäft ja genug. Aber denke nicht, du kämst so billig davon, ich habe den schlimmsten Albtraum meines Lebens hinter mir und du wirst viele Teller Gemüsesuppe essen müssen, um das wieder gut zu machen.“
Harry schluckt. „Aber ich hasse Gemüsesuppe!“ Er wirkt jetzt ehrlich geschockt.
Das wird sich ändern!“ Tante Maria lächelt ihn Siegessicher an.
Wo wir gerade beim Thema sind.“ der Feuerwehrhauptmann ist in der Küchentür erschienen, „da wäre noch die Sache mit der Fahrzeugreinigung. Von mir aus kann er am Montag anfangen, wenn seine Eltern einverstanden sind.“
Jetzt ist Harry endgültig am Boden zerstört. „Aber nächste Woche ist die letzte Ferienwoche und da wollte ich noch mal zum Schwimmen und auf den Reiterhof. Da hab ich keine Zeit zum Autoswaschen!“
Mein Junge, die Zeit wirst du dir nehmen müssen,“ Tante Maria sieht ihn durchdringend an, „ ich reise erst wieder ab, wenn die Küche sauber ist und alle Feuerwehrwagen blitzen, dass ich mich darin spiegeln kann!“
Ja,“ Frau Meier grinnst, „und damit du nicht umfällst bei der vielen Arbeit, koche ich dir jeden Tag einen großen Topf Gemüsesuppe. Und wenn du brav bist, aber nur dann, bekommst du vielleicht zur Abwechslung auch mal einen Gemüseeintopf.“
Der Feuerwehrmann geht raus, er kann sich das Lachen nur schwer verkneifen. Harry will protestieren, aber seine Tante nimmt sich das letzte Wort.
So Freundchen, jetzt haben wir uns alle eine warme Mahlzeit verdient, ich rufe den Pizzadienst, ach Harry, möchtest du vielleicht auch Pilze auf deiner Gemüsepizza.“
Harry heult auf und rennt aus der Küche.
Was har er denn, Gemüse ist doch gesund!“ Tante Maria grinnst.
Ich hoffe er lernt etwas daraus,“ sagt Frau Meier und sieht ihm nach wie er die Treppe in großen Schritten nach oben läuft. Dann fällt eine Tür ins Schloss.
In seinem Zimmer sitzt Harry auf seinem Bett und denkt darüber nach, wie schön der Tag hätte werden können, wenn er die blöde Idee mit dem Zwiebelkuchen nicht gehabt hätte.
Jetzt muss er die Küche putzen, er soll die Feuerwehrautos waschen und das aller schlimmste, Gemüsesuppe satt. Außerdem will Tante Maria ihn dabei auch noch überwachen, als ob er nicht schon genug Probleme hätte.
Und wenn morgen seine Eltern nach Hause kommen, gibt es sicher noch mal richtig Ärger.
Egal was er sagen wird um die Dinge zu erklären, Sie werden es nicht verstehen.
Mit diesem Gedanken und einer Träne im Auge gleitet Harry ins Land der Träume, wo vielleicht schon die nächste katastrophale Idee auf ihn wartet. Wir werden sehen!


 Buchvorstellung

Poetischen Träume „Seelenzeitreise“